Osman. Der Dschinn
in geheimer Mission
Text und Illustrationen von Ute Krause
Hilfe für Prinz Achmed!
Per Dschinnwunsch in die Vergangenheit.
Als Antons Schwester Fanni versehentlich
die Flasche zerbricht, in der Dschinn
Osman lebt, ahnt sie nicht, was das für
Folgen hat. Denn ein Dschinn ohne
Flasche ist wie eine Schildkröte ohne
Panzer! Anton und Fanni wünschen sich
in die Vergangenheit zurück, um beim
Glasbläser Cinci Hodscha eine neue
Flasche zu erstehen. Doch kaum
angekommen, landen die beiden in einem
gefährlichen Abenteuer, in dem sie das
Leben des Thronfolgers Prinz Achmed
retten müssen.
Oetinger Verlag
288 Seiten · gebunden
ab 10 Jahren

»Ihre Geschichten haben Tempo, die Dialoge Witz, und sie verfügt über ein atemberaubend sicheres Gefühl für Rhythmus und Dramaturgie.«
Der Bund/Tagesanzeiger, Schweiz, Christine Lötscher
»Witzig, spannend und unbedingt lesenswert!«
Krimi-Forum
»Ute Krause hat schon viele tolle Bilderbücher gemalt und die Geschichten dazu erfunden. Jetzt zeigt sie, [...] wie gut sie richtig dicke Bücher machen kann.«
Grafschafter Nachrichten
Und dann war es so weit. Die winterliche Dämmerung hatte schon
eingesetzt. Anton knipste das Licht in seinem Zimmer an und holte
den Karton mit den Glasscherben unter seinem Bett hervor. Fanni
presste die Hände aneinander und formte sie zu einem Schüsselchen.
Vorsichtig legte Anton die Scherben auf ihre Handflächen. Selbst die
kleinsten Stücke schüttete er hinein, denn Osman hatte ausdrücklich
gesagt, dass nichts fehlen durfte. Fanni hatte vor Aufregung rote
Wangen bekommen und Anton war es nun doch ein wenig mulmig.
Alle drei standen ganz nah zusammen.
»Wir müssen die Hände aufeinanderlegen«, sagte Osman. »Was auch
passieren mag, lasst auf keinen Fall los.«
Fanni schloss die Augen und sagte feierlich: »Ich wünsche uns
drei nach Stambul zum Haus des Cinci Hodscha, des Hüters der
Dschinns, im Jahre 1683.«
»In die Gasse der Sprechenden Steine Nr. 7«, fügte Osman schnell
hinzu.
»In die Gasse der Sprechenden Steine Nr. 7«, wiederholte Fanni.
Sie warteten, doch nichts passierte. Fanni öffnete die Augen wieder
und schaute Osman an.
»Es funktioniert nicht«, sagte Anton. Er wollte seine Hand wegnehmen.
»Nicht bewegen!«, befahl Osman und sah ihn strafend an. Reglos
blieben sie stehen.
Nach einer halben Minute, die Anton wie eine Ewigkeit vorkam,
hörte er ein leises Brummen, das wie ein Schwarm Hornissen klang.
Das Brummen schwoll immer stärker an und das Licht der Zimmerlampe
wurde bläulich. Ein kühler Wind kam auf, obwohl die
Fenster geschlossen waren. Er fegte über die Papiere auf Antons
Schreibtisch, wirbelte sie hoch, fuhr durch die Vorhänge und durch
ihre Kleidung. Der Wind wurde immer kräftiger und Anton musste
sich mit aller Macht dagegenstemmen. Mit letzter Kraft presste er
die Hand auf die Scherben, bis es wehtat. Ein unheimliches blaues
Licht blitzte durch den Raum und Antons Kopf dröhnte. Er schloss
die Augen und spürte einen Druck, der immer stärker wurde, bis
sein Kopf fast zu zerplatzen drohte. Was war das nur? Ging nun
doch alles schief?
»Festhalten!«, hörte er Osmans Stimme, die aus weiter Ferne zu kommen
schien. Anton drückte Fannis Hand und fühlte, wie Osmans
große Hand die seine fest gepackt hielt. Er öffnete die Augen, doch
er sah nicht mehr als seinen Ärmel. Ein dichter blauer Schneesturm
hatte sie erfasst. Anton verlor den Boden unter den Fü.en. Er spürte
nur noch Osmans warme Hand und Fannis kühle Finger.
»Nicht loslassen! Nicht loslassen!«, hallte es durch seinen Kopf. Sie
drehten sich im Kreis, Dunkelheit umgab sie, und Anton hatte das
Gefühl, als falle er langsam und ohne Widerstand in einen tiefen,
tiefen Traum.